Fasten gilt nicht nur als sehr gesund, sondern soll sogar die Zellen verjüngen. Aber warum eigentlich? In diesem Artikel erklären wir, was beim Fasten im Körper passiert. Warum dieser Zustand für den menschlichen Körper evolutionär fest vorgesehen ist und welch wichtige Funktion Fasten für unsere Gesundheit dabei übernimmt. Auch beschreiben wir, welche Prozesse beim Fasten in den ersten 4 Tagen im Körper der Reihe nach angestoßen werden und welche genauen Auswirkungen dies auf unsere Gesundheit hat.
- Fasten ist evolutionär in unserem Körper fest verankert
- Was passiert beim Fasten: Tag 1
- Was passiert beim Fasten: Tag 2
- Was passiert beim Fasten: Tag 3
- Was passiert beim Fasten: Tag 4
- Was passiert beim Fasten noch im Körper?
Fasten ist evolutionär in unserem Körper fest verankert
Rein biologisch gesehen beginnt der Zustand des Fastens mit dem Ende der Nahrungsaufnahme. Somit handelt es sich eigentlich um einen Stoffwechsel, der je nach Dauer eine ganze Reihe an biochemischen Prozessen im Körper auslöst. Diese Prozesse sind für unsere Gesundheit von entscheidender Bedeutung. Tatsächlich bedeutet Fasten daher nicht nur einfach einen Verzicht auf Nahrung. Vielmehr handelt es sich um einen äußerst komplexen und vielschichtigen Vorgang, den die Evolution für unseren Körper regelmäßig vorsieht, damit wir uns gesund entwickeln können.
Für den frühen Menschen war der Wechsel zwischen Fasten und Essen ganz normal
Fasten geht damit auf die Lebensbedingungen der Steinzeit zurück, als es noch keine festen, täglichen Mahlzeiten gab, sondern die frühen Menschen oft Tage lang wenig bis gar keine Lebensmittel hatten, an anderen Tagen jedoch für kurze Zeit im Überfluss lebten. So hatten die Steinzeitmenschen zum Beispiel nach der Mammutjagd mit einem Schlag einen riesigen Berg an Nahrung. Daher mussten sie so viel essen, wie sie nur konnten, bevor das Fleisch schlecht wurde. Um diesen kurzen Überschuss nicht zu verschwenden, hat der Körper Fettreserven angelegt, damit er darauf zurückgreifen konnte, sobald wieder Nahrungsknappheit herrschte.
Unser Körper ist nicht für den modernen Lebensstil geschaffen
Auf diesen ständigen, intensiven Wechsel zwischen Nahrungsentzug und Nahrungsüberfluss ist die Biologie unseres Körpers bis heute eingestellt. Nur kommt dieser im westlichen Lebensstil nicht mehr vor. Hier ist nur der Nahrungsüberfluss als Dauerzustand vorhanden. Damit fehlt uns in der modernen Lebensweise ein Körperzustand, der nicht nur einen wichtigen Ausgleich zum Nahrungsüberfluss schafft, sondern auch viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringt.
Fasten greift evolutionäre Mechanismen unseres Körpers auf
Diesen gesundheitlichen Ausgleich ermöglicht uns heute das Fasten. Doch was passiert beim Fasten eigentlich im Körper, dass das so gesund für uns ist? Um das zu klären, wollen wir uns einmal anschauen, was in den ersten 4 Fastentagen im Körper passiert.
Was passiert beim Fasten: Tag 1
Die Nahrungsaufnahme ist beendet. Die Nahrung im Magen wird verdaut, Mikronährstoffe gelangen vom Darm in die Blutbahn, Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette werden in Glykogen umgewandelt und entweder verbraucht oder später als Fettreserven eingelagert. Der Insulinspiegel steigt zunächst an, stürzt dann wieder ab und stabilisiert sich 4–5 Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme auf einem niedrigen Niveau. Meist verspürt man spätestens dann wieder Hunger. Kommen dann keine oder nur kalorienarme Nahrung nach, greift der Körper auf die Glukosespeicher in Muskeln und Leber zurück.
Nach 12–16 Stunden Nahrungsentzug setzt außerdem mit steigender Wahrscheinlichkeit die Autophagie ein. Das ist ein natürlicher Zellreinigungsprozess, bei dem aufgrund von Proteinmangel schadhafte Zellstrukturen abgebaut werden. Die Autophagie ist sowohl die Müllabfuhr als auch das Recyclingsystem der Zellen und für unsere Gesundheit von großer Wichtigkeit.
Was passiert beim Fasten: Tag 2
Im Laufe des 2. Tages, bzw. nach 36 Stunden, werden die Glukosespeicher in Leber und Muskeln vollkommen geleert. Daraufhin beginnt der Körper Ketone zu bilden. Das sind spezielle Enzyme, die dem Körper dabei helfen, Fett als Energie zu verwenden. An diesem Tag findet damit die Umstellung des Stoffwechsels im Körper statt: Vom Glykogenstoffwechsel hin zu einer intensiven Fettverbrennung. Denn nach 15 Stunden starker Kohlenhydrateinschränkung (max. 50 g täglich) nimmt die Wahrscheinlichkeit stetig zu, in die Ketose zu gelangen. Wann genau der Eintritt in die Ketose gelingt, ist allerdings von Person zu Person sehr unterschiedlich und kann daher nicht exakt bestimmt werden.
Der Wechsel in die Ketose ist insbesondere beim ersten Mal mit Nebenwirkungen verbunden, die auch als sogenannte Ketogrippe bezeichnet werden. Hierbei handelt es sich gewissermaßen um einen Zucker- bzw. Kohlenhydrat-Entzug. Denn dem Körper wird durch den Fastenzustand die Glukose als Energiequelle entzogen. Dadurch ist er gezwungen, auf die Fettreserven zurückzugreifen. Dabei wird in erster Linie das viszerale Bauchfett abgebaut, also Fett, das sich im Bauchraum zwischen den Organen angesammelt hat und bei starkem Übergewicht besonders ungesund ist.
Die Symptome der Ketogrippe treten bei jedem unterschiedlich auf und können bis zu 3 Tage anhalten. Aber je häufiger man heilfastet, desto leichter und schneller gelangt der Körper in die Ketose und desto schwächer ausgeprägt sind die Symptome. Deswegen mussten sich die frühen Menschen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit einer Ketogrippe herumschlagen. Zumal es ohnehin kein Weizenmehl und schon gar keinen raffinierten Kristallzucker gab. Auch wer vor dem Heilfasten längere Zeit intervallgefastet hat, wird es in der Regel etwas leichter haben.
Während sich der Körper mehr und mehr auf die Fettverbrennung umstellt, kommt auch die Autophagie immer stärker in Fahrt und baut weiterhin schadhafte Zellstrukturen ab oder repariert sie.
Was passiert beim Fasten: Tag 3
Die Fettverbrennung des Körpers läuft ab jetzt permanent auf Hochtouren. (Das ist auch der Grund, weshalb Abnehmen durch Fasten so zuverlässig funktioniert) Außerdem fühlt man sich ausgeglichen, fokussierter und energiegeladener. Das liegt daran, dass der Körper und vor allem das Gehirn statt mit Energie aus Glukose, verstärkt mit Energie aus Ketonen versorgt wird. Diese gelangen um ein Vielfaches schneller ins Gehirn und machen Gehirn und Körper leistungsfähiger.
Zusätzlich schüttet das Gehirn vermehrt das Glückshormon Serotonin aus, das während dem Fastenzustand im Körper weniger abgebaut wird. Damit zirkuliert insgesamt deutlich mehr Serotonin im Körper als während des Glykogenstoffwechsels. Man fühlt sich euphorisch, energiegeladen und im Einklang mit sich selbst und seinem Körper. Daher wird oft auch von einem sogenannten Fasten-High gesprochen.
Ab 72 Stunden Fasten setzt auch die Autophagie mit der höchsten Wahrscheinlichkeit ein. Dabei wird der abgebaute Zellmüll recycelt und neue Zellen erzeugt.
Was passiert beim Fasten ab Tag 4
Ab dem vierten Tag laufen Fettverbrennung und Autophagie für gewöhnlich auf höchster Intensität, bis diese durch eine Aufnahme von Nahrung, insbesondere Kohlenhydrate (Fettverbrennung) sowie Proteine, Aminosäuren und Fett (Autophagie) unterbrochen werden. Je nach Heilfastenmethode findet das sogenannte Fastenbrechen nach 5 bis 21 Tagen statt.
Was passiert beim Fasten noch im Körper?
Doch das ist nicht das einzig Positive, das im Körper beim Fasten passiert. Denn neben der Fettverbrennung und der Autophagie finden noch weitere, sehr gesunde Prozesse im Körper statt. So konnte anhand klinischer Studien folgende Effekte ermittelt werden:
- Der Körper verliert viel Wasser, da kein Salz mehr über die Nahrung aufgenommen wird.
- Reduzierung des IGF-1-Spiegels: insulinähnlicher Wachstumsfaktor, der mit erhöhter Mortalität und DNS-Schädigung in menschlichen Zellen assoziiert wird
- erhöhte Insulinsensitivität
- Senkung des Blutdrucks
- Ein gesunder Cholesterinspiegel wird unterstützt.
- Fasten kann systemische Entzündungen reduzieren.
Fasten hat auch psychisch eine starke Wirkung
Aber Heilfasten ist nicht nur für den Körper gesund. Auch psychisch zeigen sich einige positive Effekte, die insgesamt zu einer besseren Lebensqualität führen. Die Auswertung von Fragebögen hat ergeben, dass sich bei Personen, die mehrere Tage gefastet haben, die Lebensqualität verbessert hat. Auch fiel es ihnen anschließend leichter, gesündere Gewohnheiten anzunehmen.
Dies verringert erheblich das Risiko des so gefürchteten JoJo-Effekts, sofern man zusätzlich nach dem Fasten 1–2 Entlastungstage mit leichter Kost einhält. Aufgrund dieser zahlreichen Vorteile für die Gesundheit kann Heilfasten auch wunderbar dazu verwendet werden, dem Körper einen Neustart zu gönnen.
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