Diabetes Typ 2 ist in Deutschland eine wahre Volkskrankheit. Im Jahr 2022 waren 8,7 Millionen Erkrankungen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren registriert. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, da viele von ihrer Erkrankung nichts wissen. Denn die Erkrankung entwickelt sich schleichend. Unbehandelt kann das zu Folgeerkrankungen führen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und das Leben verkürzen. Doch es muss nicht erst ein manifestierter Diabetes Typ 2 vorliegen, damit es zu Schäden im Körper kommt. Auch Prädiabetes, die Vorstufe von Diabetes Typ 2, birgt bereits Risiken für die Gesundheit. Wir zeigen dir, bei welchen prädiabetischen Symptomen du aufmerksam werden solltest. Außerdem erfährst du, was du tun kannst, um den Blutzucker zu senken.
- Prädiabetische Symptome: Folgeerkrankungen und Risiken bei Nichtbehandlung
- Risikofaktoren für Diabetes Typ 2
- Auf folgende prädiabetische Symptome solltest du achten
- Prädiabetische Symptome diagnostisch abklären
- Auf prädiabetische Symptome reagieren und Blutzucker senken: Das sind deine Möglichkeiten
Prädiabetische Symptome: Folgeerkrankungen und Risiken bei Nichtbehandlung
Die tückischste Eigenschaft von Diabetes Typ 2 ist, dass er durchschnittlich zwischen 8 und 10 Jahren zu spät diagnostiziert wird. Wer für längere Zeit starkes Übergewicht hat, unterliegt einem besonderen Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Aber auch Normalgewichtige können gefährdet sein. Ganz besonders dann, wenn in der Verwandtschaft bereits Fälle von Diabetes Typ 2 bekannt sind.
Wird gegen einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel nichts unternommen, kann dies zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen bis hin zum Tod führen:
- Bis zu 2.000 weitere Menschen verlieren jährlich ihr Augenlicht.
- Pro Stunde sterben 3 Menschen an den Folgen einer Diabetes-Erkrankung.
- Pro Jahr werden 40.000 Amputationen durchgeführt.
- Bis zu 40 % der Erkrankten leiden an Nierenschäden, so dass jährlich bei bis zu 2.000 neuen Patientinnen und Patienten eine Dialyse erforderlich wird.
- doppeltes bis dreifaches Risiko für Herzkreislauferkrankungen, wie Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall
- Nervenschäden (Neurophatien)
- erhöhtes Risiko einer Demenz
- erhöhtes Krebsrisiko
Quelle: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2022. Eine Bestandsaufnahme. Factsheet der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
Auch bei Prädiabetes besteht ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen. Daher sind prädiabetische Symptome unbedingt ernst zu nehmen.
Risikofaktoren für Diabetes Typ 2
Personen mit folgenden Risikofaktoren sind besonders gefährdet, an Diabetes Typ 2 zu erkranken:
- Bei einem größeren Bauchumfang besteht ein deutlich erhöhtes Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken: bei Frauen ab 90 cm, bei Männern ab 105 cm. Besonders viszerales Bauchfett führt zu Entzündungsreaktionen, die die Zellen altern lassen, was wiederum eine Insulinresistenz begünstigt.
- mangelnde Bewegung: führt zu Muskelschwund. Dem Blut wird weniger Glukose entzogen, die die Muskeln mit Energie versorgt
- zu hoher Blutdruck: tritt häufig in Verbindung mit Prädiabetes oder Diabetes Typ 2 auf
- Fettleber: stört den Glukosestoffwechsel
- erhöhte Blutfettwerte: gehen häufig mit Gewichtszunahme und Bluthochdruck einher
- hoher Alkoholkonsum: stört den Glukosestoffwechsel der Leber
- Rauchen: stört den Stoffwechsel der Zellen
- genetisch bedingtes Risiko: Fälle von Diabetes Typ 2 in der direkten Verwandtschaft
- zunehmendes Alter: ab einem Alter von 45 Jahren steigt das Risiko für Diabetes Typ 2 stark an
Liegen bei dir einer oder mehrere Risikofaktoren vor, solltest du deinen Blutzuckerspiegel regelmäßig überprüfen lassen und auf prädiabetische Symptome achten.
Auf folgende prädiabetische Symptome solltest du achten
Prädiabetische Symptome sind häufig diffus und werden daher von Betroffenen nicht erkannt.
Daher solltest du bei den folgenden prädiabetischen Symptomen aufmerksam werden:
- ständiges Durstgefühl, obwohl du ausreichend trinkst
- häufiges Wasserlassen (mehr als 10 Mal pro Tag), da der Körper versucht, den überschüssigen Zucker im Blut über den Urin auszuscheiden
- Kribbeln und/oder Nervenschmerzen in Füßen, Beinen, aber auch an Händen und Armen möglich
- ständige Erschöpfung, Müdigkeit und Leistungsschwäche, obwohl du ausreichend geschlafen hast, besonders nach dem Essen
- wiederkehrende Heißhungerattacken und häufiges Magenknurren
- Schwindelgefühle
- abnehmende Sehschärfe
- Fußnägel wachsen plötzlich langsamer
- Wunden, vor allem an Füßen, verheilen schlecht
- unerklärlicher Gewichtsverlust
Stellst du eines oder mehrere dieser prädiabetischen Symptome an dir fest, solltest du unbedingt ärztlich abklären lassen, ob bei dir ein Prädiabetes oder sogar schon ein manifestierter Diabetes Typ 2 vorliegt.
Prädiabetische Symptome diagnostisch abklären
Ob ein Prädiabetes oder bereits ein Diabetes mellitus vorliegt, wird über einen Bluttest diagnostiziert. Für eine Diabetes-Diagnose gibt es drei verschiedene Methoden:
1. Nüchternblutzucker:
Der Nüchternblutzucker wird morgens gemessen, nachdem du mindestens 8 Stunden lang außer Wasser nichts zu dir genommen hast. Dabei wird untersucht, wie viel Zucker sich in deinem Blut ohne Nahrungsaufnahme befindet. Dies gibt einen Hinweis darauf, wie gut es deinem Körper gelingt, mithilfe des Insulins die einzelnen Zellen mit Glukose zu versorgen und so den Nüchternblutzucker auf einem gesunden Niveau zu halten. Der Normalbereich liegt zwischen 70 und 99 mg/dl.
Ein möglicher Prädiabetes besteht zwischen 100 und 125 mg. In diesem Fall produziert die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin. Das reicht aber nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel auf ein gesundes Niveau zu senken. Denn die Zellen weisen bereits eine Insulinresistenz auf. Die Aufnahme von Glukose ist einschränkt.
Diabetes mellitus wird ab einem Wert von 126 mg/dl diagnostiziert. In diesem Fall produziert die Bauchspeicheldrüse kaum oder gar kein Insulin, da sie aufgrund der Dauerbelastung erschöpft ist. Die Glukose kann im Blut nur noch unzureichend abgebaut werden.
2. Oraler Glukosetoleranztest (oGTT):
Beim oralen Glukosetoleranztest wird gemessen, wie schnell es deinem Körper gelingt, Blutzuckerspitzen „einzufangen“.
Der oGTT wird ebenfalls morgens auf nüchternen Magen durchgeführt. Zunächst wird durch eine Blutabnahme der Nüchternblutzucker gemessen. Danach wird eine konzentrierte Zuckerlösung getrunken. Nach 2 Stunden erfolgt eine weitere Blutzuckermessung.
- Normalbereich: ≥ 139 mg/dl.
- Möglichkeit eines Prädiabetes: 140 bis 199 mg/dl.
- Diabetes mellitus: ab 200 mg/dl.
3. Messung des Langzeitblutzuckerwerts HbA1c:
Der Langzeitblutzuckerwert Hb1Ac ist ein wichtiger Wert zur Diagnose, aber auch zur Überwachung des Verlaufs von Diabetes mellitus. Dabei handelt es sich um den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten drei Monate. Hierbei wird gemessen, wie hoch der Anteil an Glukose im Hämoglobin ist:
- Der Normalbereich liegt zwischen 4–5,7 %
- Ein möglicher Prädiabetes liegt zwischen 5,7 bis 6,5 % vor
- Diabetes mellitus wird ab ≥ 6,5 % diagnostiziert
Auf prädiabetische Symptome reagieren und Blutzucker senken: Das sind deine Möglichkeiten
Wird ein Prädiabetes oder Diabetes Typ 2 rechtzeitig diagnostiziert, ist das kein Grund zur Panik. Denn Prädiabetes und Diabetes Typ 2 sind nicht nur gut behandelbar, sondern auch vollständig heilbar. Dazu gibt es eine Vielzahl an einfachen Maßnahmen, die dir dabei helfen, Folgerisiken zu mindern und den Blutzuckerspiegel zu senken. Besonders bei Prädiabetes sind die Heilungschancen ausgezeichnet.
Die wichtigsten Maßnahmen um den Blutzucker zu senken
Die wichtigste und effektivste Maßnahme ist ein dauerhafter Gewichtsverlust, begleitet von gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung. Doch es gibt noch weitere Möglichkeiten, den Blutzucker wieder in den Griff zu bekommen. Das genaue Vorgehen solltest du aber unbedingt mit deinem Arzt oder deiner Ärztin klären.
Hier haben wir aber schon einmal die wichtigsten Maßnahmen, die dir dabei helfen, den Blutzucker zu senken:
- viszerales Fett (Bauchfett) abbauen, um die Insulinsensitivität der Zellen und damit die Glukose-Aufnahme zu verbessern (die effektivste und wichtigste Maßnahme von allen!)
- Mediterrane Ernährung sorgt für einen stabilen Blutzucker, günstige Blutfettwerte und einen moderaten Gewichtsverlust.
- Ausdauer- und Kraftsport: mehr Bewegung und mehr Muskeln verbrauchen auch mehr Glukose im Blut. Sport begünstig außerdem den Fettabbau.
- Lebensmittel, die den Blutzucker effektiv senken: Knoblauch, Ceylon-Zimt, Ingwer, Olivenöl, Grüntee (zum den Mahlzeiten), Nüsse, Hülsenfrüchte, Grapefruit, Haferflocken, fettreicher Fisch, wie Lachs und Makrele, aber auch fettarme Fische wie Kabeljau und Forelle
- Fasten (Intervallfasten, mehrtägiges Fasten): hilft den Blutzucker zu regulieren und viszerales Fett abzubauen
- Blutzuckerspitzen unbedingt vermeiden, da jede Spitze Schäden im Körper anrichtet. Um Blutzuckerspitzen zu vermeiden, hilft es, bereits beim Essen auf die richtige Reihenfolge zu achten. Z.B.: Vor dem Verzehr von Kohlenhydraten zunächst protein- und ballaststoffreich essen. Das sorgt dafür, dass einfache Kohlenhydrate im Darm nicht auf einmal abgebaut werden, sondern langsam. Dadurch steigt der Blutzucker nicht so steil an. Grundsätzlich solltest du jedoch den Verzehr von einfachen Kohlenhydraten wie Zucker und Weizenmehl drastisch einschränken.
- mit Rauchen aufhören, da dies den Zellstoffwechsel stört
- Alkoholkonsum stark reduzieren, damit sich die Leber auf die Glukose konzentrieren kann (unterstützt auch das Abnehmen und sorgt für eine Reduzierung der Fettleber)
- Kalt duschen: Erhöht bei regelmäßiger Anwendung den Anteil an braunem Fett. Braune Fettzellen heizen bei Kälte den Körper auf, indem sie die Glukose aus dem Blutzucker verbrennen. Die Folge: Der Blutzucker sinkt.
All diese Maßnahmen können auch vorsorglich eingesetzt werden, um erst gar nicht prädiabetische Symptome zu entwickeln.